Wolkenwasserfall. 1998
Bleistifte, Papier. 8 x 20 cm

Grafik im japanischen Vertikalformat "Kakemono". Es gab zwei Gründe, dieses Bild zu zeichnen :

- Erinnerungen aus der Kindheit. In den unteren Klassen der sowjetischen Schule gab es ein Lehrbuch über Naturgeschichte, und darin eine Illustration und einen Artikel über den Wasserkreislauf in der Natur. Dann kam zum ersten Mal der Gedanke, dass sich nicht nur Wasser in verschiedene Zustände verwandelt, sondern dass es noch etwas anderes geben muss. Die Kenntnis der Theorie der Fünf Elemente kam jedoch viel später. Diese Doktrin besagt, dass immaterielle Energie den Kreislauf materieller Elemente durchläuft. Wasser (Flüssigkeit) nährt Holz, Holz erzeugt Luft (Feuer), Luft oxidiert Holz und erzeugt Erde, Erde bringt Metall (Erz, Kristalle, Eis) hervor, Metall schmilzt und erzeugt Flüssigkeit (Eis geht in Wasser über).

- Eindruck der Werke des japanischen Künstlers Ando Hiroshige (1797 - 1858). Japanische und chinesische Schulen erlaubten es, Farbe zu entfernen und Minimalismus im Detail aufzugeben, um die Illusion der materiellen Welt zu zeigen. Kunst sollte nicht versuchen, die Realität genau zu reproduzieren. Objekte werden nur so gezeichnet, dass sie eine verborgene Bedeutung anzeigen. Das vertikale Format wird auch bevorzugt, um verborgene Bedeutungen anzuzeigen, da der Betrachter nicht horizontal schaut, um einzelne Objekte zu untersuchen. Das Gehirn nimmt die Zusammensetzung von Objekten als Ganzes wahr, die sich auf einer bestimmten Basis oder Kern befinden.

Dieser Wasserfall existiert nicht als realer geografischer Ort. Das ist ein erdachtes Symbol für die verschwommene Linie zwischen Erde, Wasser und Himmel. Wassernebel bildet sich oben auf den Wasserfall und steigt auch von unten auf und vermischt sich mit den Wolken. Da dieser Nebel turbulent ist, kann es aus Sicht des Betrachters so aussehen, als ob der Wasserfall aus den Wolken kommt.